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  1. #1
    Avatar von Wilhelm
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    3.123

    300 000 km mit der GS

    Im Folgenden gibt’s keine Abenteuergeschichten, keine Hommage oder sonstige Liebeslyrik, sondern einen kurz gehalten Bericht über das Motorrad, den Umgang damit und die wesentlichen Schäden bzw. Reparaturen. Kleinkram - und das war viel - habe ich weggelassen.

    Motorrad:
    92er GS/PD, gekauft sechs Wochen alt, mit 1.100km. Mit Ausnahme der Federelemente ist sie serienmäßig geblieben, nix ist getunt, nix umgebaut und Extras gibt’s auch keine. (Ich wollte mal die Hupe tunen, mußte das Projekt aber wegen drängender Reparaturen vorzeitig abbrechen).

    Nutzung:
    Nach einer gewissen Schonzeit als Drittfahrzeug wurde die BMW mein Fahrzeug für alles, jeweils ca. 10 Monate im Jahr: Januar & Februar steht sie meist im Keller, sonst immer draußen. Das sieht man ihr auch an.
    Verschleißfördernd:
    Lange Jahre werktäglich 37 km Stadtverkehr / 62 Ampeln.
    22 Reisen zwischen 4200 und 9300 km, 20 davon mit Madame, Zelt, Kochtöpfen und was man halt so braucht.
    Verschleißmindernd:
    kein Gelände, relativ wenig Schotter, keine Vollgasorgien auf der Autobahn.

    Reparaturen, Wartung, Pflege:
    In eine Werkstatt habe ich sie nur beim ersten Getriebeschaden in Südfrankreich gebracht. An Fachwerkstätten abgegeben habe ich die Zylinderköpfe, den Öhlinsdämpfer und den Tacho. Alles übrige (und alle Fehler) habe ich selbst gemacht.
    Wartung findet statt, Pflege nicht.

    Treffer:
    Einmal habe ich sie in einem Betonkanal versenkt, bei Regen in einer Kurve im BAB-Kreuz Braunschweig-Nord. Grund war Öl auf dem Hinterreifen wegen gequetschtem Filter-O-Ring (von wem wohl?): Gabelbrücken, Standrohre, einigen Kleinkram habe ich erneuert, Rest geflickt, geklebt und zurechtgebogen. Danach war 'der Lack ab' und mein Besitzerstolz auf ein erträgliches Maß reduziert.
    Sodann wurde ein Peugeot 205 in Lyon kaltverformt: Ein Riß im Vorderreifen, und schon wieder war die Gabel eher krumm. Verglichen mit 5000 DM Schaden am 205.
    Schließlich bin ich noch auf Rollsplit ausgerutscht in einer kalabresischen Dorfkurve: außer Schrammen nix weiter. Eckige Ventildeckel plus Sturzbügel sind häßlich, aber stabil.



    Motor

    211 710 Steuerkette + Spanner
    Spanner mit leichten Laufspuren, Kolbenfeder gesetzt, sonst nix

    244 700 Zyl.-Kopf Revision bei BCD im Kempen:
    Ventile, Federn, Führungen, Sitze nachgeschnitten, Dichtflächen geplant
    Ölverbrauch war ca. 0,3 Ltr., Ventile zwar dicht, aber mit Führungsspiel

    245230 Pleuel-Lagerschalen erneuert (ohne erkennbaren Verschleiss)
    Kipphebel Auslass (links): Pitting Lauffläche


    Vergaser

    36181 geklaut, Neuteile = Teilkasko

    ansonsten: je einmal Membranen, Nadeldüsen, Düsennadeln
    beide Vergaser haben rißförmige Ausbrüche außen an Schiebern und
    'gegenüber' in den Gehäusebohrungen; an sich Schrott,
    Ausbrüche mit 600/1200er Naßschleifpapier geglättet


    Auspuff

    207 740 neuer Sammler


    Kupplung

    126 410 neue Reibscheibe (unauffällig – weil gerade zugänglich)
    244 700 alte Reibscheibe wieder eingebaut; neues Ausdrücklager


    Ach, dat Jetriebe“ (JvE)

    56 045 Getriebeschaden (C3), 'Notreparatur' bei BMW Clermont-Ferrand, ca. 1040 DM

    59 696 gebrauchtes Getriebe eingebaut (LL unbekannt)
    104 288 4 neue C3 (unauffällig – vorsichtshalber)
    177 700 2 neue C3 (unauffällig – vorsichtshalber), neue Federn Schaltautomat
    212 004 an sich unauffällig, aber wg. Kardan-Schaden:
    5 neue C3, neues ZR 5. Gang / Abtriebswelle
    (das Problem war aber nicht das ZR, sondern die Welle ...)

    223 235 Federbruch Schaltautomat (nur Federn erneuert + Kleinteile)
    244 600 Zahnbruch ZR 5. Gang (Zwischenwelle)
    beide Wellen vom Originalgetriebe verbaut
    gebr. ZR 5. Gang (hätte ich besser nicht machen sollen)
    271 700 5. Gang springt raus: Klauen verschlissen, gr. C3 erneuert
    294 300 großes C3 defekt = mahlt
    (das gute von FAG mit 7 Kugeln, aber ungekapselt)
    Abtriebswelle im Bereich des 5. Ganges eingelaufen/getauscht
    sowie alle Kugellager


    Antrieb (HAG, Schwinge, Kardan)

    88 335 neuer Kardan
    212 004 neuer Kardan
    88 335 neue Schwingenlager (überflüssig/Fehldiagnose)
    88 855 neue Para-Lager (eben!)
    165 390 neue Para-Lager
    207 740 neue Para-Lager
    282 274 neue Para-Lager


    Elektrik

    79 030 neuer Lima-Rotor
    114 560 neue Diodenplatte
    104 432 neuer Anlasser
    227 640 neue Zündspule

    83 210 Licht-Relais
    104 288 Hupen-Relais (bei Ausbau selbst zerstört)
    227 788 Blinker-Relais

    126470 Kabelbrand (auf der BAB im Regen)

    99 828 neue Batterie
    151 925 neue Batterie
    212 480 neue Batterie


    Fahrwerk

    5905 km Originalstoßdämfer undicht, Ersatz=Garantie
    37800 km Öhlinsdämpfer

    anschließend die beiden Dämpfer im Wechsel gefahren: alle harten Sachen hat der Öhlinsdämpfer absolviert;
    Originaldämpfer nach ca. 90 tkm undicht=Schrott
    Öhlins zweimal überholt (einmal undicht, einmal vorsichtshalber)
    zweimal härtere Federn verbaut (nach 80 erst 95 dann 115 N/mm)

    232 800 neue Gabelfedern (Wirth)


    97 653 oberes Lenkkopflager getauscht (vorhandenes Gebrauchtteil)
    113 410 neue Bremsscheibe
    157 216 neue Lenkkopflager
    285 945 neue Lenkkopflager


    Anbauteile

    105 388 Kilometerzähler spinnt (Reparatur = Fachbetrieb)
    130 018 dito – gebrauchten Tacho montiert
    278 430 Sitzbank neu bezogen (über den alten Bezug; vernietet)


    Ansonsten
    absolut alles, was irgendwie dichten soll (vom Hauptbremszylinder bis zur Kegelradwelle), heroische Ausnahme: die Gabel-Wedis
    2 Kupplungszüge, 1 Gaszug, endloser Kleinkram, Verschleissteile


    Pannen

    gebrochener Düsennadelhalteclip (=> Einzylinder)
    Getriebeschaden (großes C3)
    Federbruch Schaltautomat
    Kabelbrand
    Kerzenstecker (bis ca. 3000 U/min = 500er Einzylinder)
    Ventilabriß (am HRad-Schlauch)
    3 Platten

    Teuer? - War eigentlich nur der Sprit: ca. 26000 Euro, zu heutigen Preisen.
    Geändert von Wilhelm (17.12.2011 um 20:48 Uhr)
    Grüsse von

    Wilhelm



    "Jeder soll nach seiner Façon selig werden"
    Preussen's Fritz


  2. #2
    Admin Avatar von MM
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    AW: 300 000 km mit der GS

    Schöne Aufstellung, Wilhelm.
    Man spürt Deinen Beruf dabei.
    Gruß
    Michael




    Ich danke allen, die zur Sache nichts zu sagen hatten und trotzdem geschwiegen haben.

  3. #3
    Q-rossitäten Sammler Avatar von Caferacer
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    AW: 300 000 km mit der GS


    Solche Aufstellungen konnte man früher öfter mal finden. Finde ich jedenfalls immer noch interessant.
    Klaus der Franggnsagg

  4. #4
    † 07.10.2022 Avatar von Schweisser-Senior
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    AW: 300 000 km mit der GS

    Hallo Wilhelm,

    sehr interessant !

    Na ja - dagegen ist meine schwarz grüne mit jetzt knapp 60.000 Km ja wirklich noch " jungfräulich "

    Gruß aus Kist von Roger
    Gruß vom Schweisser

    http://forum.2-ventiler.de/vbboard/i...9&type=profile www.rms-rogers.de


    Du mußt auch aus den Fehlern anderer lernen, denn das Leben ist zu kurz um alle Fehler selbst zu machen !

  5. #5
    Fahrer und Schrauber Avatar von Elmar
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    AW: 300 000 km mit der GS

    Zitat Zitat von MM Beitrag anzeigen
    Man spürt Deinen Beruf dabei.
    Beamter
    Wer sonst bringt so eine detailierte Aufstellung zustande?


    Wilhelm, das war nicht negativ gemeint.
    Im Gegenteil:
    Ich lese nicht Motorrad.
    Manchmal rede ich Motorrad.
    Aber am Liebsten fahre ich Motorrad!

    Elmar

  6. #6
    Avatar von ClassicQ
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    AW: 300 000 km mit der GS

    Detalierte Aufstellung.
    Aber keine gute Werbung für BMW, da gibt es ja kein Teil was noch nicht bzw. schon mehrmals defekt war . (und das bei schonender fahrweise)
    Da kann man jeden verstehen der das gelesen hat sich lieber einen Japaner käuft.
    Viel schlimmer kanns nicht kommen.
    habe die Ehre
    Gruß Bruno


    Die Farbe einer BMW ist mir eigendlich egal, wenn sie nur in einem kräftigen schwarz ist und eine weise Linierung hat.

  7. #7
    Fahrer und Schrauber Avatar von Elmar
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    AW: 300 000 km mit der GS

    Bruno

    meinst Du echt, dass die Japsen länger halten?

    Ich glaubs ja auch. Aber in diesem Forum musst Du schon richtige Beweise bringen,.#
    Ich lese nicht Motorrad.
    Manchmal rede ich Motorrad.
    Aber am Liebsten fahre ich Motorrad!

    Elmar

  8. #8
    Admin Avatar von Detlev
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    AW: 300 000 km mit der GS

    Zitat Zitat von ClassicQ Beitrag anzeigen
    ... sich lieber einen Japaner käuft.
    Viel schlimmer kanns nicht kommen.
    Doch!
    Kauf mal für nen alten Japaner Ersatzteile. Bzw. versuche, welche zu kriegen...
    Grüße,
    Detlev

    „Verzweifle nicht, wenn Du kein Profi bist. Ein Amateur hat die Arche gebaut, Profis die Titanic.“

  9. #9
    Fahrer und Schrauber Avatar von Elmar
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    AW: 300 000 km mit der GS


    Hier ist es nicht besser.
    Aber die Teile für die BMWs gibts noch.
    Notfalls hier
    Ich lese nicht Motorrad.
    Manchmal rede ich Motorrad.
    Aber am Liebsten fahre ich Motorrad!

    Elmar

  10. #10
    Avatar von Strassenkehrer
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    AW: 300 000 km mit der GS

    Tach zusammen,

    solche Aufstellungen habe ich auch, dazu braucht man kein Beamter zusein Angestellter im öffentlichen Dienst reicht.

    Das mit den Japanern ist auch nicht besser, die Ersatzteillage ist bescheiden z.B. Kabelbaum für Yamaha DT 250 BJ. 1981, vor 10 Jahren, nicht mehr lieferbar, für eine 81er G/S schon.
    Suzuki 1100 G Kupplungskorb nicht mehr lieferbar, 5 Jahre nach Produktionende des Modells. Mal abgesehen von den langen Lieferzeiten, och nö lass man.

    Ansonsten finde ich Wilhelms Aufstellung sehr gelungen. Wenn ich meine Aufstellungen lese ist das auch immer mit einem Rückblick auf die Erlebnisse verbunden, die ich mit dem Motorrad hatte. Man erinnert sich erstaunlich gut an Positives/Negatives, durch so eine Aufstellung.

    Schönen 4. Advent noch...
    Glück ab!

    INVICTUS
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